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Schweden ist groß

7.7.2024 Laboe - irgendwo auf der Ostsee

Mit einer Woche Verspätung wollen wir nun endlich in den Urlaub starten. Über Nacht soll der Wind abflauen, so dass wir uns auf eine Nachtfahrt vorbereiten, um am Morgen endlich in Schweden zu sein! Schweden ist ja schließlich groß, irgendwo werden wir wohl einen Fuß an Land setzen können, es muss ja nicht unbedingt Ystad sein.

Gegen Mittag legen wir ab, noch immer rauschen Böen von 27-28 Knoten durch. Die Kiter und Surfer haben perfekte Bedingungen, das kann man nicht abstreiten. Mit Wind von achtern mit Genua läuft es gut, da sind ein paar Knoten mehr Windgeschwindigkeit gut auszuhalten und wir wissen ja, dass es weniger werden soll. Vor Fehmarn dreht der Wind ein wenig, wir müssen entscheiden, ob wir nördlich durch den Fehmarn Belt oder südlich durch den Sund und unter dem uns gut bekannten “Kleiderbügel”, also der Fehmarnsundbrücke durch segeln wollen.

Der Wind entscheidet: Sund! Wenig später ist der Wind wie vorausgesagt verschwunden und wir nehmen die Segel herunter. Nach dem Abendessen und einem grandiosen Sonnenuntergang vor Nystedt stellen wir uns auf zweistündigen Wachwechsel ein.

Die Sommernächte sind noch kurz, die Dunkelheit wird nicht allzu lange dauern. Die Nacht ist ruhig, wenige andere Schiffe sind unterwegs. Kurz nachdem wir die Klippen von Møn passieren, geht die Sonne auch schon wieder auf! Das ist das erste Mal, dass wir die Klippen mit der Morgensonne sehen, sonst war es immer schon später Nachmittag.

8.7.2024 Irgendwo auf der Ostsee - Höllviken 131sm

Kurz vor Mittag ist tatsächlich Schweden in Sicht und wir tuckern langsam in den Falsterbo Kanal. Gaaaanz langsam, um die Brückenöffnung zu schaffen ohne vorher noch einmal umdrehen oder anlegen zu müssen. Brücke passierten, hart steuerbord in die Ankerbucht, Anker raus, Klaus zum Geburtstag gratulieren, ab in die Koje 😴.

Nachmittags laufen wir eine Runde und gehen im ICA Paradies einkaufen. Nach dem Abendessen sind wir fix und fertig, aber glücklich! Endlich fühlt es sich nach Urlaub an und wir sind in Schweden. Der Abend ist traumhaft, aber ich erlebe den Sonnenuntergang nicht mehr 💤.

9.7.2024 Höllviken - Malmö 17,3sm

Wir beschließen, nach Malmö zu segeln. Das letzte Mal, dass wir dort waren, ist schon ein paar Jahre her. Gleich nach dem Frühstück wollen wir den Anker aufholen, aber der Motor springt nicht an. Ohje, nicht gut… Zum Glück ist es nur der Anlasser, nach ein paar Versuchen brummt der brave Diesel wieder. Einen Ersatz für den Anlasser haben wir an Bord, falls er wirklich den Geist aufgeben sollte.

Wir segeln gemütlich unter der imposanten Öresundbrücke durch, danach frischt der Wind ein bisschen auf und Tabaluga rennt! Schade, fast ein bisschen zu schnell kommt schon der Hafen in Sicht, es macht gerade richtig Spaß! Wieder spinnt der Anlasser, das macht mich bei gesetztem Segel schon ein bisschen nervös. Aber nach ein paar Versuchen geht es wieder, dennoch müssen wir den Anlasser dringend kontrollieren.

Wir fahren in der ersten Hafen in Malmö, stellen aber schnell fest, dass der ein bisschen zu klein für uns ist und steuern die Dockan Marina an, in der wir vor ein paar Jahren mit der Najad schon mal waren. Zwischen den Häusern liegt man gut geschützt und auch die Infrastruktur ist super. Wir machen noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt, planen aber für morgen einen ganzen Tag zum Bummeln ein.

In Malmö fallen uns wieder die Gegensätze auf: Großstadt und Natur sind nahe beieinander. Der Schlosspark lädt zum Entspannen und Entdecken ein. Eine alte Mühle, Cafes, Kanäle zum paddeln, Alleen, Kunstwerke, eine Insel der Ruhe im Gewühl der Stadt.

10.7.2024 Malmö

Am nächsten Morgen suchen wir wie so oft einen - Shop für Bootszubehör. Das, was wir suchen, nämlich Kontaktspray für den Anlasser, finden wir nicht, dafür gibt es zwei neue Rettungswesten und schönes Tau für eine neue Leine für den Bootshund.

Den restlichen Tag lassen wir uns durch die Stadt treiben, die kleinen Italiener sind wie immer unschlagbar praktisch. Es ist sommerlich warm, ein perfekter Urlaubstag mit allen Facetten der Hafenstadt Malmö.

Am Steg von Riberborgs Kallbadhus sehen wir unter uns große Fische schwimmen, die im Flachwasser gründeln. Neben mir steht eine Familie mit Kindern und ich höre auf einmal ein lautes “Platsch” 🐟… ich denk noch: haben die Kinder jetzt irgendwas nach den Fischen geworfen?? Gleichzeitig startet die Mutter durch, rennt über den Steg, herunter zum Strand und fischt ihr Smartphone aus dem Wasser… das war dann wohl beim Fotografieren einem der Kinder aus der Hand gefallen.

Am Abend garniert ein fantastischer Sonnenuntergang während des Abendspaziergangs rund um den Turning Torso und die Marina einen Sommertag in Schweden. Besser geht’s nicht 🤩.

11.7.2024 Malmö - Vedbæck 20,4sm

Ich habe vor ein paar Tagen Kontakt zu Christina aufgenommen, die wir letztes Jahr in Nyborg beim Abwettern des Sommersturms kennen gelernt hatten. Sie und ihr Mann Martin haben ihr Boot quasi gegenüber von Malmö auf der dänischen Seite des Öresund liegen. Und tatsächlich passt es zeitlich, so dass wir beschließen, Schweden für dieses Jahr Schweden sein zu lassen und nach Dänemark zurück zu kehren. Wir verabreden uns für den Abend im Hafen von Vedbaek.. Ich drehe im Nieselregen eine Laufrunde und beobachte ein paar kleine Möwen beim Betteln, die sind wohl gerade von ihren Eltern aus dem Nest geworfen worden. Was ein Theater jedesmal…

Insgesamt ist die Wettervorhersage wenig prickelnd, schauen wir mal, wie es weitergeht. Der Wind weht von achtern, erst so, dass wir mit der Genua gemütlich daher schaukeln, später bleibt nur noch Motorkraft. Für den Anlasser konnten wir gestern doch noch Kontaktspray auftreiben, im Moment springt der Motor brav an. Mir ist irgendwie nicht ganz wohl, verdächtige Halsschmerzen machen sich breit, ich muss ständig niesen, kein gutes Zeichen.

Wir finden einen schönen Anlegeplatz im Hafen, ich gehe erstmal in die Koje, habe keine Lust auf Spaziergang, deshalb gibts auch keine Fotos!

Abends treffen wir uns tatsächlich mit Christina und Martin auf deren Boot. Sie haben ihren Neffen dabei, der derzeit in Martins Firma ein Praktikum absolviert. Ein netter, freundlicher und aufgeschlossener Teenager, der sehr gut englisch spricht. Er möchte unbedingt noch schwimmen gehen an dem Abend. Auf meine Frage, ob es nicht zu kalt sei: natürlich nicht, er sei ja schließlich ein echter Wikinger, a “real viking”… Wir plaudern wirklich sehr nett, aber da die drei am nächsten Tag arbeiten müssen, sind wir zu ziviler Uhrzeit zurück an Bord der Tabaluga.

Nachts finde ich allerdings keinen Schlaf, die Nase läuft, der Schädel dröhnt. Was ein Mist, der Urlaub hatte doch gerade erst angefangen…

⛵️