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Indian Summer

Nach vielen Überlegungen, Telefonaten und einem Totalreinfall (Details dazu spare ich mir öffentlich, gerne persönlich, wen es interessiert) haben wir den endgültigen Winterliegeplatz für Tabaluga gefunden: Travemünde! Hier in der Werft wären sie bereit, ein Bugstrahlruder einzubauen, das Schiff kann im Wasser bleiben, andere größere Yachten liegen hier auch dauerhaft. Nun müssen wir also im Spätherbst das Schiff noch überführen. Wir haben Bernard, dem Käufer der Najad, versprochen, ihm bei (seinem) ersten Einwintern auf Fehmarn zu helfen, das soll am 30. Oktober stattfinden. Also planen wir unseren Törn so, dass wir dann Urlaub haben und in Großenbrode sein können. Natürlich kann einem Ende Oktober das Wetter auch durchaus mal einen Streich spielen, wir hoffen das Beste… Des Skippers größter Wunsch ist natürlich, die beiden Schiffe noch einmal nebeneinander liegen zu haben. Mal schauen, ob wir es hinbekommen. Der Wind hat bekanntlich des öfteren eine andere Meinung als der Segler 😉.

Auf dem Weg nach Stade kommen wir an einem Hof vorbei, auf dem jedes Jahr im Herbst hunderte, eher tausende Kürbisse zu Kunstwerken zusammen gestellt werden. Eine essbare Farbenpracht, reichlich Besucher erfreuen sich an diesem Anblick.

24.10.2021 Stade – Rendsburg 62,6sm

Wir starten an einem wundervollen, bitterkalten Herbstmorgen aus der Schwinge heraus in Richtung Schleuse Brunsbüttel. Die Berechnung der Gezeiten hat ein angenehmes Zeitfenster am Vormittag ergeben, so dass wir mit ablaufend Wasser die Elbe hinab und gegen 11 Uhr an der Schleuse sind. Der Nordostseekanal darf für Sportschiffe nur bei Tageslicht befahren werden, also müssen wir schauen, wo wir unterwegs einen Halt machen. Komplett bis Kiel ist es an einem Tag nicht zu schaffen. Wir haben unsere kleine Ausweichbucht im Sinn, in der wir schon vor zwei Jahren angelegt haben, aber ggf. geht es auch weiter.

Vor der Schleuse müssen wir ein wenig warten, ziehen noch ein paar Kreise auf der Elbe. Die Einfahrt in die Schleuse und auch das Hafenmanöver gelingen uns gut, wir legen seitlich an einem Katamaran an. Dafür gibt es sogar ein Lob vom Schleusenwärter, wow!

Und schon liegt der Nordostseekanal bei schönstem Wetter vor uns und wir genießen den ruhigen Tag. Es läuft gut, so dass wir uns entscheiden, bis Rendsburg durchzufahren. Kurz vor Rendsburg nähert sich uns ein anderer Segler und weist uns auf drei rote Signalleuchten hin. Das heißt, dass ein großes Schiff aus der anderen Richtung kommt und alle anderen in der Wartebucht halten müssen. Wir waren uns nicht sicher, ob es auch für Sportboote gilt, aber wir sehen einen kleinen Steg und legen dort gemeinsam an. Liese freut sich, sich kurz die Beine vertreten und die nötigsten Geschäfte verrichten zu können.

So wird es doch dunkel, als wir in Rendsburg einlaufen, aber der Hafen ist leer, anlegen ist kein Problem. Da dank Corona immer noch wenig los ist, bleiben wir an Bord und lassen die Stadtbesichtigung aus. Aufwärmen, Nudeln, Anlegerbier. Völlig ausreichend!

25.10.2021 Rendsburg – Marina Wendtdorf 26,3sm

In der Schleuse Holtenau läuft es nicht ganz so entspannt, wir starten zu früh in den Schleusenbereich, während der vor uns liegender Frachte noch nicht fertig angelegt hat. Das handelt uns dieses Mal einen Anranzer vom Schleusenwärter ein. In Summe passt es dann also wieder… Kaum sind wir in der Ostsee ist Sonne weg, was soll das denn? Wir legen in der Marina Wendtdorf an. Hier treffen wir auf eine Hafenbaustelle, schade… So richtig gemütlich ist es hier nicht, der Ort ist insgesamt recht “70er”. Das Wetter macht es nicht wirklich besser, es fängt an zu regnen, also widmen wir uns wie immer in solchen Situationen den Gaumenfreuden. Als es schon dunkel ist, bemerken wir Scheinwerfer, die in unser Boot leuchten. Wir verstehen erst gar nicht, wo das herkommen kann, bis wir merken, es kommt von der Wasserseite, nicht von Spaziergängern am Steg. Bernd springt raus, es kommt ein kleines Boot in den Hafen, maximal halb so groß wie Tabaluga. An Bord ein vollkommen übernächtigter allein segelnder Holländer, der mit seinen Leuchtsignalen tatsächlich um Hilfe beim Anlegen bitten wollte. Es geht alles gut, er kann endlich ausruhen. Ich weiß gar nicht, wo er her kam, aber er sah nach einigen Seemeilen und viel Wasser von oben aus…

26.10.2021 Marina Wendtdorf – Heiligenhafen 36,6sm

Der Wind kommt von Westen und treibt uns mit Hilfe der Genua gemächlich in Richtund Heiligenhafen. Dort finden wir einen schönen Liegeplatz mit Blick auf den Graswarder. Wir überlegen uns einige Tricks für das Anlegen, wie wir mit Hilfe der Leinen sicher in die Box kommen (Erinnerung: wir haben immer noch kein Bugstrahlruder!). Wir überlegen und drehen Runde um Runde im Vorhafen, um das Manöver dann doch mit Anlauf - zu vergeigen 😆. Wir hängen quer in der Box, von perfekt weit entfernt. Egal, wir können über uns selbst lachen, es ist Platz genug und wir haben niemanden geärgert.

27.10.2021 Heiligenhafen

Es stürmt, wir bleiben heute hier. Katrin und Wolfgang kommen vorbei und messen die Bugkajüte für eine neue Matratze aus. Wir machen einen laaaaangen Spaziergang entlang der Steilküste und zurück durch den Ort. Es ist hier wirklich toll geworden, wir mögen “Holy Harbour” sehr.

28.10.2021 Heiligenhafen Grömitz 39,9sm

Segeln läuft heute richtig gut, wir haben Südwind. Eigentlich wollten wir ja nach Fehmarn, um die alten und die neue Tabaluga noch ein mal nebeneinander zu sehen. Der Wind soll aber die nächsten Tage konsequent weiterhin aus Süden kommen und immer stärker werden, was keine gute Bedingungen sind, um in die Lübecker Bucht hineinzukommen. Als wir nun mit unserer neuen Tabaluga unter der Fehmarnsundbrücke durchsegeln, überkommen uns tatsächlich sogar ein wenig Heimatgefühle.

So beschließen wir, nach erst nach Grömitz und schnellstmöglich am darauffolgenden Tag nach Travemünde zu segeln und mit dem Auto nach Fehmarn zu fahren. Die Ansteuerung Grömitz ist nicht ganz so einfach bei Südwind, wir vergeigen eine Wende, aber kommen doch noch im Hellen an. Hier sind gerade Freunde meiner Eltern im Urlaub, die sich sehr freuen, uns zu sehen. Wir gehen gemeinsam essen und beschließen den Tag an Bord.

29.10.2021 Grömitz Travemünde 19,2sm

Der letzte Trip des Jahres beschert uns wieder Südwind. Wir segeln ein bisschen, üben den Kurs hoch am Wind und ordentliche Wenden. Aber um nicht zu spät in Travemünde anzukommen, werfen wir irgendwann den Motor an. In der Böbst Werft bin ich auf einmal ein wenig unsicher beim Anleger, traue mich nicht auf den Steg zu springen (Michis Worte!), verpasse mit der Leine aber den Haken und wir müssen einen neuen Anlauf nehmen. Nun geht alles gut und wir sind fest in unserem Winterlager! Bernd macht sich auf den Weg mit dem Klapprad zum Lübecker Bahnhof, um über Hamburg nach Stade zu kommen und das Auto zu holen. Keine Verspätungen, alles klappt wunderbar!

30.10.2021 Großenbrode

Wir düsen nach Großenbrode, Bernd fährt mit Bernard und der alten Tabaluga nach Burgtiefe. Dort angekommen warten schon Henning, der Lagerbesitzer, und Sven, der Kranmeister. Mit geübten Griffen haben wir das Einwintern bald geschafft. Wir gehen abends mit Bernard und seinem Sohn essen, als er uns gesteht, dass er fix und fertig ist, nach all den Informationen und ToDos… So ging es uns beim ersten Mal wohl auch 😉.

31.10.2021 Travemünde

Der Urlaub ist zuende, wir genießen noch einen wunderschönen Herbsttag in Travemünde und zufällig ist es ja auch noch mein Geburtstag. So eine schöner Saisonausklang, ich freue mich auf weitere Abenteuer im nächsten Jahr!!