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´Deutscher Company Cup´ oder ´Wie segelt man eine Regatta?´

Schon im letzten Jahr bin ich über XING auf den Deutschen Company Cup aufmerksam geworden, eine Segelregatta für Firmencrews. Auch in diesem Jahr stolperte ich wieder über den Post und Bernd beschloss, uns anzumelden! Wir fragten unsere Marketingabteilung, ob wir unter CENIT Flagge fahren dürfen und haben auf unserer Intranetseite nach Kollegen gesucht, die gerne mitmachen würden. Unser Gedanke war, dass wir unser Boot ja kennen und mit ein paar seefesten Kollegen, die vielleicht aber noch keine Ahnung vom Segeln haben, das schon schaffen würden. Es meldeten sich Christian, Jens und Mark und das Team stand! Leider bekam ich keine weibliche Unterstützung, das muss im nächsten Jahr definitiv anders werden!!

14.9.2019 Flensburg => Sønderborg

Wir verabreden uns zu einem ersten Probetörn, zu dem Mark und Jens kommen können, Christian als Stuttgarter leider nicht. Wir haben die Idee von Flensburg nach Sønderborg und zurück zu segeln, einmal die Förde rauf und runter. Da wir so keine Vorstellung davon haben, wie die Regatta aussehen wird, denken wir, dass es eine gute Idee sei, das Revier zu kennen.

Der Samstag morgen ist vielversprechend! Super Wetter, allerdings recht wenig Wind. Mark aus Oldenburg schafft es trotz Sperrung des Elbtunnels pünktlich in Flensburg zu sein und Jens hat aus Scharbeutz nur eine kurze Anreise. Lieschen ist dieses Mal zuhause geblieben. Zu viert mit Hund wird es dann doch ein wenig zu eng an Bord.

Wir tuckern los und können gleich mit einer schönen Herausforderung starten: Wind aus achtern, wir setzen den Blister. Mein Lieblingssegel mit dem dicken Fisch drauf!

Der Törn durch die Förde ist total entspannt und easy, es wird ein wenig windiger, so dass wir ein paar Trainingsmanöver vor Sønderborg fahren können. Jeder mal eine Wende und Halse geübt, so langsam steigt die Begeisterung bei den Neu-Seglern.

Vor der Brücke übernehme ich das Steuer und wir entscheiden uns, nicht im Alten Hafenbecken anzulegen, sondern hinter der Brücke wie schon im Sommer. Dort ist es ruhiger und man kann prima längsseits anlegen. Als die Brücke öffnet, nimmt mir auf einmal ein von hinten kommendes Boot die Vorfahrt, ich nehme Fahrt raus, muss dann aber “den Hebel auf den Tisch” legen, um nicht mit der Brücke zu kollidieren, die Strömung ist doch vorhanden. Mit ein bisschen mehr Adrenalin als geplant im Blut, vergeige ich dann auch noch den Anleger ein wenig, es rummst seitlich und ein wenig Gelcoat oberhalb der Scheuerleiste quittiert seinen Dienst. Mist, so ist das, wenn man anderen was zeigen will - man muss seine Nerven erstmal im Griff haben und das Wasser macht einem dann noch einen Strich durch die Rechnung…

Nach dem jetzt bitter nötigen Anlegerbier machen wir einen schönen Spaziergang durch Sønderborg, essen im Restaurant in der Nähe des Anlegers und beschließen den Tag mit einem weiteren Bier an Bord. Alles wieder gut!

15.9.2019 Sønderborg => Flensburg

Nach einem Mega Frühstück mit dänischen Brötchen warten wir zunächst auf die Brückenöffnung… wir haben es nicht eilig und gönnen uns die Zeit. Diesmal kommen wir ohne Probleme und Gedränge durch die Brücke. Raus geht es in die Förde, es bläst schon ein bisschen mehr als gestern. Huihuihui, das wird immer mehr! Die Jungs haben Spaß, aber irgendwann schreitet mal wieder mein “jetzt wird’s zuviel Alarm” ein und wir reffen schnell die Genua und setzen die Sturmfock. Noch ahnen wir nicht, dass uns diese Übung noch zugute kommen wird… Auf einmal haben wir 5-6 Bf Wind, Tabaluga rennt und die Neu-Segler kriegen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, wir natürlich auch nicht 😄.

Schnell sind wir zurück in Flensburg und staunen auf einmal: das Wasser in der Förde ist türkisgrün, als wären wir in der Karibik. Ein leicht schwefeliger Geruch liegt in der Luft, wir haben den unschönen Verdacht, dass da irgendeine Chemikalie im Wasser gelandet ist? Aber zum Glück war es das nicht.

Später erfahren wir aus der Presse, dass hierfür laut der Stadt Flensburg vor allem sogenannter Sedimenteintrag verantwortlich ist. Hierbei wird etwa Kies durch Regen in die Flensburger Förde getragen. Außerdem wurden durch den starken Niederschlag in den vergangenen Tagen vermehrt Nährstoffe in die Förde gespült. Dies hat zu einer verstärkten Algenblüte geführt, die wiederum für die Färbung des Wassers verantwortlich ist.

Alles in allem war unser Probetörn eine gelungene Sache und wir freuen uns auf die Regatta!

3.10.2019 Marina Sonwik, Flensburg

Die Aufregung steigt, es geht los! Meine Eltern sind zu Gast in Westergellersen und hüten Haus und Hund. Die liebe Ina hatte uns aus Stuttgart zwei Beachflags geschickt, um die Firmenfahne hochzuhalten. Wir fahren los und stellen kurz hinter Hamburg fest: die Fahnen sind noch zuhause… Tadaaaa und nun? Wir organisieren ein Flaggenmanöver: meine Eltern bringen die Fahne zur nächsten Autobahnausfahrt und Mark sammelt sie dort ein, noch mal geschafft! Er muss noch Christian in Hamburg abholen, aber heute stehen ja auch noch keine Wettfahrten an, so dass Zeit genug ist.

Tabaluga wartet in der Marina Sonwik auf uns, aber kaum dass wir das sind, werden wir schon von unserem Platz vertrieben und sollen an einen anderen Steg verholen. Der Platz wird für die Charterboote gebraucht. Der Typ der Charterfirma lobt Tabaluga und meint, dass wir bestimmt gute Chancen haben, da wir unser Boot in und auswendig kennen, im Gegensatz zu den Crews auf den Charterbooten. Na, ich bin gespannt…

Mark und Christian trudeln auch bald ein, aber kein Lüftchen ist zu spüren. Christian hätte auch gerne noch eine kleine Übungsfahrt gemacht, aber unter Motor macht das wenig Sinn. Er ist aber kein kompletter Neuling, war mit seinen Eltern schon oft segeln. So erklären wir Tabaluga als Trockenübung und gehen davon aus, dass alles gut klappen wird!

Ab 16:00 gibt es Stegbier, 100l frei, läuft gut… Abends essen alle Mannschaften gemeinsam im benachbarten Veranstaltungszentrum, dummerweise gibt es nur Matjes, was mich jetzt nicht so freut. Eine ordentliche Portion Bratkartoffeln müssen reichen, noch nicht mal Salat ist dabei. Das ist aber auch mein einziger Meckergrund in den nächsten Tagen 😉. Im Anschluss werden uns ein paar Regattaregeln erklärt: auweia, Neptun sei uns gnädig, wir haben nicht den Hauch einer Ahnung, das wird ein Spaß…

4.10.2019 Flensburger Förde - 1. Regattatag

3-4 Beaufort Wind und es ist saukalt. Die Aufregung steigt, im Festzelt ist noch mal ein kurzes Regattabriefing. Na, wir sind gespannt, was uns erwartet. Pünktlich legen wir dick eingemummelt ab. Wir starten in Liga 3, die für die Anfänger. Fast 40 Yachten tummeln sich um die Startlinie herum, die Aufregung steigt. Die Ligen vor uns starten, das heißt, dass sie uns auf dem Weg immer wieder begegnen werden, da es ein Up- und Downwind-Kurs sein wird. Wie sollen wir das hinbekommen??

Den ersten Start vergeigen wir schon fast, da wir keine Ahnung haben, wann und wo wir zur richtigen Zeit sein müssen. Der Wind ist recht flau, es fehlt die Kraft zum Wenden, ich schmeisse kurzerhand den Motor an, weil das Segel back steht und ich ausweichen muss, Schrecksekunde… sind wir schon aus dem Rennen?? Aber nein, alles gut, es geht über die Startlinie und wir sind unterwegs auf unserer allerersten Regattastrecke!

Wir tasten uns langsam ran, wie kommen wir am besten zur Wendeboje, welcher Weg ist der bessere, wie weit holen wir aus, wie groß ist unser Wendewinkel? Der sogenannte Yardstick ist ein Multiplikator, der gebraucht wird, wenn unterschiedlichen Yachttypen am Start sind. Wir mit unserem alten, schweren schwedischen Boot haben einen hohen Yardstick, leichtere Boote sind zwar vor uns, aber nicht zwingend besser. Während des Rennens kann man unglaublich schwer beurteilen, auf welchem Platz man denn nun liegt, was es nochmal spannender macht. Wir gehen mit dem Wunsch, einfach nur sicher wieder ins Ziel zu kommen ins Rennen, um Spaß zu haben und Erfahrung zu sammeln. Auch die Rennleitung betont immer wieder, dass Spaß und Sicherheit an erster Stelle stehen. Auf Vorwindkurs läuft Tabaluga gut und sicher, wir fühlen uns gut.

Im zweiten Rennen des Tages werden wir immer sicherer, jeder kennt seinen Platz und seine Aufgaben, es läuft prima. Die Taktik wird immer besser, gar nicht so schlecht!

Im dritten Rennen ist auf einmal der Wind weg! Die Rennleitung bricht aber nicht ab. Auf Vorwindkurs haben wir auf einmal eine Diskussion mit anderem Boot, wer denn nun Vorrang hat. Ich bin total verunsichert und frage meine Crew, aber keiner weiß so recht, was wir machen müssen. Wir kommen zu dicht an die Wendeboje, aber die andere Crew ist nett “weil wir so einen süßen Drachen vorne auf dem Bug haben” und gibt uns Raum, noch mal alles gut gegangen, danke für den Teamgeist! Ich brauche allerdings eine Pause am Steuer, der Käptn übernimmt.

Zurück in der Marina gibt es zum Stegbier die Ergebnisse! Wir sind außer Rand und Band: nach dem ersten Tag auf Platz 2!!!!! Das können wir nicht glauben, wir schauen immer und immer wieder nach. Aber so ist es! Anbei die Ergebnisse der ersten drei Wettfahrten:

Liga3-WF1

Liga3-WF2

Liga3-WF3

Das Essen ist heute Abend deutlich gelungener, eine ordentliche Portion Gulasch mit Spätzle und Salat ist nach so einem Tag mehr als gut!

5.10.2019 Flensburger Förder - 2. Regattatag

Der zweite Tag bricht an, das Wetter ist nach wie vor nicht so schön, aber auch nicht so schlecht. Sonne wäre mal nett, aber die gönnt uns heute zunächst keinen Blick.

Das vierte Rennen läuft super für uns, wir grooven uns so richtig ein und finden die für uns beste Taktik, die besten Wendewinkel und das Festhalten der Genua auf Vorwindkurs. Wir haben mal bei den anderen Booten geluschert, ob man das überhaupt darf, aber die machen das auch, also geben auch wir uns regattaerfahren und machen es genauso 😎.

Im fünften Rennen ist unser Ehrgeiz so langsam aber sicher nicht mehr zu stoppen… Immer schneller werden die Wendemanöver und immer dichter holen wir die Segel, um bestmöglich hoch am Wind zu segeln. Auf einmal sagt Mark neben mir norddeutsch trocken: “da is’n Loch im Segel…” Verdammt, die Genua ist auf Höhe Saling gerissen, dort wo sie schon mal kaputt war und leider nicht gut genug repariert wurde. Die vielen Wendemanöver hat der nur geklebte Flicken nicht überlebt. Was tun?? Abbrechen? Nein! Die Tabaluga ist ja nicht umsonst eine schwedische Fahrtenyacht und im Besitz eines zusätzlich zu setzenden Kutterstags. Wir rollen die Genua ein und setzen während des Rennens die Sturmfock am Kutterstag. Das haben wir ja bereits bei Probewochenende geübt!! Zum Glück ist nicht Windstärke 6, aber auch das hätten wir wohl zu fünft hinbekommen! Natürlich verlieren wir unsere gute Position, aber ein Rennen wird in der Gesamtwertung eh gestrichen, so dass wir entspannt bleiben.

Das sechste Rennen fahren wir bei Windstärke 2-3 nun mit Sturmfock, was uns jetzt leider doch ziemlich nach hinten wirft. Tabaluga braucht bei Schwachwind doch etwas mehr Tuch, um vernünftig zu segeln. Wir sind irgendwie enttäuscht, aber auch riesig stolz auf uns. Andere Boote gratulieren uns hinterher zu dem genialen Manöver, vermutlich hätte kein anderes Boot mit Rollanlage am Vorstag die Chance gehabt, mal eben so schnell ein anderes Segel zu setzen. Zumindest lässt sich jetzt ab und zu die Sonne mal blicken und wir genießen den Rest der Regatta.

Die Siegerehrung ist dann doch spannend… haben wir einen Platz unter die ersten drei geschafft oder nicht? Schaffen wir gleich den Aufstieg in Liga 2 oder ist es vielleicht sogar besser, nächstes Jahr noch mal in der Anfängerklasse unterwegs zu sein? Wir sind ganz schön aufgeregt und rechnen vor uns hin, wie es gepasst haben könnte, wenn Rennen 5 nicht zählt…

Letztendlich wird es der undankbare vierte Platz! Zwei Rennen haben wir tatsächlich gewonnen, aber das letzte Rennen mit Sturmfock hat uns zurück geworfen. So schade! Wir liegen einen einzigen Punkt hinter dem dritten Platz, nur zwei Punkte hinter dem zweiten. Wäre auch zu schön gewesen…

Unser Fazit: wir sind total geflasht, ohne kaputtes Segel hätte es für Platz zwei wohl gereicht! Es ist eine große Bestätigung für uns, Bernd und mich, dass wir unser Boot mittlerweile wirklich gut im Griff haben und auch mit unerfahrener Crew gut unterwegs sind. Es war ein bunt zusammen gewürfeltes Team der CENIT, teils kannten wir uns vorher gar nicht und dennoch hat es super funktioniert!

Echt geil, danke euch!! 2020 ist dann der Aufstieg in Liga 2 das erklärte Ziel! 😃

Hier noch die Ergebnisse des zweiten Tages und das Endergebnis:

Liga3-WF4

Liga3-WF5

Liga3-WF6

Liga3-Endergebnis

Ausnahmsweise stelle ich hier Bilder ein, die nicht ich gemacht habe, sondern Regattafotograf Ekke Erben. So wunderbare Aufnahmen der Tabaluga in Action, einfach nur toll, danke dafür! Weitere Aufnahmen und ein wunderbares Video findet ihr auf der Seite des DCC: http://company-cup.eu/dcc-2019-fotos-film. Wer genau hinschaut, findet uns auch im Film!