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Von der Elbe in die Ostsee…

4.8.2019 => 46,9sm   Hamburg - Brunsbüttel - Dückerswisch

Mal wieder, wie jedes Jahr kommt der große Moment, in dem man denkt: endlich Urlaub!!! Freitags nachmittags noch schnell die Abwesenheitsnotiz eingerichtet und abends zu faul für irgendwas, also in die Galerie, essen gehen. Samstag Haus auf Vordermann gebracht, gepackt, Pferde versorgt, Auto vollgestopft und los nach Finkenwerder, wo Tabaluga auf uns wartet. Halt, zwischendurch natürlich noch den Edeka leergekauft! Fix und fertig Samstag abends in die herrlich gemütliche Koje gefallen… Ist denn jetzt wirklich Urlaub??

Japp. Sonntag morgen geht’s los. Ziel ist der Nordostseekanal, also zunächst die Schleuse in Brunsbüttel. Mit ablaufendem Wasser, ca. 3 kn Strom zieht uns die Elbe heraus Richtung Nordsee, vorbei am Airbus Werk, Blankenese und einem Segler, der uns zeigt, wie man es NICHT macht… Ich glaube jedenfalls nicht, dass er an der Stelle trockenfallen wollte und schon gar nicht mit einem normalen Kiel. Was bedeutet dieses Seezeichen? Richtig, Untiefe. Hat der versucht, mal zu schauen, ob die das ernst meinen damit? Die Wasserschutzpolizei fährt auch nicht zu dicht heran und schickt ihm ein Beiboot zur Hilfe, fährt allerdings wieder weg. Wir wollten jetzt nicht auf die Lösung warten, ich schätze, sie kam 6 Stunden später mit der Flut… Allerdings muss man da echt aufpassen, dass einem die Kiste dann nicht vollläuft.

Es weht eine steife Brise, Pullover und Weste sind auf einmal angebracht. Die Nordsee schickt ihre Boten in Wellenform. Wir erreichen die Schleuse in Brunsbüttel zu einem perfekten Zeitpunkt: die Tore gehen auf, wir können einfach hereinfahren.

Danach wird es warm und gemütlich, kein Wind mehr, Sonne, gemütliches Fahren. Segeln ist im Kanal nicht erlaubt, aber wir tuckern gemütlich mit 5kn mit Motor voran. Anlegestellen sind im Kanal rar gesät, aber wir finden eine Bucht mit Pfählen, an denen man festmachen kann. Einziges Problem: es ist kein Steg vorhanden… Da Lieschen dieses Mal dabei ist, müssen wir uns also was fürs “Geschäft” einfallen lassen. Schlauchi muss ran! Aufgepumpt und den Hund an Land gebracht. Was macht mein Lieschen natürlich? Einfach nur brav sein und sich völlig selbstverständlich im Schlauchi durch die Gegend rudern lassen! Auf dem benachbarten Campingplatz können wir ein paar Brötchen für den nächsten Morgen bestellen.

Wir hüpfen noch ins Wasser, herrlich warm, ein perfekter Start in den Urlaub! Wir beobachten die vorbeifahrenden Boote und genießen den Abend…

5.8.2019 => 44,28sm   Dückerswisch - Kiel-Holtenau - Möltenort

In der Nacht schlafe ich tief und fest und bin völlig in meiner Traumwelt gefangen, als auf einmal das Boot anfängt zu schaukeln und gar nicht mehr aufzuhört… ins Unendliche zu fallen… Verdammt, ich hab so verrückt geträumt, dass sich der Schwell eines vorbeifahrenden Tankers sich mit meiner Traumwelt vermischt. Eine Weile bin ich etwas durch den Wind, schlafe aber wohl schnell wieder ein.

Am Morgen ist alles in bester Ordnung, wir sind genauso am Pfahl fest wie am Abend zuvor. Nach dem Landgang und Frühstück mit frischen Brötchen tuckern wir los. Weitere 40sm warten bis zu Schleuse in Kiel-Holtenau auf uns. Wir machen uns noch ein wenig schlau, wie man sich im Nordostseekanal zu verhalten hat - nicht zu dicht an Dickschiffe ran, in der Schleuse mit Schwung durchs Schraubenwasser eben jener Dickschiffe… Okay, klingt jetzt ein wenig Angst einflössend, aber das Wetter ist ruhig, werden wir schon hinbekommen.

An der Schleuse angekommen, warten noch zwei oder drei andere Segler auf Durchlass, wir werden aber über Funk benachrichtigt, dass wir zunächst zwei Dickschiffe in die Schleuse lassen sollen. Dann werden wir das neu erworbene Wissen gleich anwenden dürfen… Es hat angefangen zu regnen, es ist schon spannend. In der Schleuse fahren wir mit Schwung durch das Schraubenwasser, in der Tat keine schlechte Idee. Wir hatten nicht geahnt, wie riesig diese Schleuse ist. Über Funk hören wir, dass auf der anderen Seite schon das Kreuzfahrtschiff “Astor” wartet. Wir machen als erster Segler sicher fest, ich springe von Bord und helfe einem nachfolgenden Holländer. Der bekommt auf einmal seinen Rückwärtsgang nicht mehr rein und beinahe kracht es. Aber dank richtig geführter Leine und Geistesgegenwärtigkeit aller, passiert nichts. Der Herr ist trotzdem mit seinen Nerven ziemlich am Ende.

Das eigentliche Schleusen ist vollkommen unspektakulär. Es passiert genau nichts. Die Schleusentore gehen zur Ostseeseite wieder auf und wir fahren raus. Mmmm, verstehen wir nicht so ganz, aber so war es. Mittlerweile haben wir allerdings schon festgestellt, dass der Wasserstand auch in der Ostsee ganz schön schwankt. Natürlich nicht Ebbe und Flut wie in der Nordsee, hier eher durch Strömung und Wind beeinflusst. Heute gab es wohl keinen Unterschied…

Die Astor kommt uns entgegen, noch eines der schönen alten kleinen Kreuzfahrer, die sogar ich mir gerne anschaue. Kaum sind wir in der Ostsee angekommen, begrüßen uns schon zwei Schwertwale ganz dicht am Boot. Wir queren die Kieler Förde und suchen uns einen Anleger in Kiel-Möltenort. Lieschen hat irre lang durchgehalten heute, jetzt ist erstmal Hundespaziergang angesagt!

6.8.2019 => 22,5sm   Möltenort - Maasholm

Heute, endlich, endlich, setzen wir Segel! Ein wunderbares Gefühl, der Moment, in dem man endlich den Motor ausmachen kann und der Wind uns vorwärts bläst. Dafür ist Tabaluga gebaut, nicht zum Rumtuckern im Kanal - wobei das zugegebenermaßen auch schön ist. Aber jetzt sind wir einfach nur glücklich…

Wir beschließen in Schleimünde anzulegen, dann fällt uns aber ein, dass dort alles Naturschutzgebiet ist und wir dort mit Lieschen nicht wirklich laufen können. Daher wollen wir es in Maasholm versuchen. Ich habe in Erinnerung, dass der Hafen dort irre eng ist, aber die Alternative mit Port Olpenitz ist nicht weit entfernt, falls es in Maasholm voll sein sollte. Da aber der Ort so nett ist, möchten wir gerne dort bleiben und wir finden auch eine Box, zugegeben, wirklich eng zum Einparken.

Abends gönnen wir uns Steak und Fisch zu einem gelungenen Segeltag.

7.8.2019 => 32,65sm   Maasholm - Ærøskøbing

Heute morgen lernen wir mal wieder, wer dieser “Murphy” eigentlich ist… Wir schaffen es, beim Ausparken mit der unwahrscheinlichsten Stelle des Bootes an der unwahrscheinlichsten Stelle am Dalben einzufädeln. Wie jetzt? Ok, ich versuche es zu erklären: die Dalben in Maasholm sind schick mit Gummi ummantelt und haben obendrauf eine spiralförmige Edelstahlklampe, auf der man Leinen einhängen kann, damit diese nicht gleich bis auf Meeresgrund herunterrutschen. Und Tabaluga hat vorne in der Bugreling zwei dünne Bleche, an denen die Beleuchtung angebracht ist. Mit diesem dünnen Blech fädeln wir tatsächlich beim Ausparken an der Edelstahlklampe am Dalben ein und hängen fest. Der Wind weht seitlich und es ist nur eine Frage der Zeit, bis das gesamte Blech mitsamt Beleuchtung herausbricht. Dank perfekter Abstimmung zwischen Skipper und Bootsfrau schaffen wir es aber tatsächlich wieder auszufädeln und noch relativ unbeschadet aus der Box zu kommen. Maasholm IST eng… Die Lampe vorne ist allerdings leider doch kaputt, das Kabel herausgerissen. Mal sehen, ob es reparabel ist. Die Bugreling hat auch ein wenig gelitten, eine Schraube ist abgeschert. Das ist nicht die erste, die Bugreling ist nur mit 10er Schrauben befestigt. Ein bisschen lütt für ein stabiles Boot wie Tabaluga. Aber das können wir erst im Winterlager wieder richten.

Unser heutiges Ziel Ærøskøbing erreichen wir nach 32 glücklichen Seemeilen und knapp 6h. Es weht ein konstanter Südwind, wir schaukeln uns vor dem Wind Richtung Dänemark. Nach dem Umrunden der Spitze von Ærø sehen wir schon eine fette Gewitterwolke heranrauschen. Auf Halbwindkurs rauschen wir Richtung Stadt. Kurz vorm Hafen fängt es an zu regen. Wir sind pitschpatschnass im Hafen, aber finden dort Hilfe beim Anlegen und sitzen wenig später überglücklich mit einem Anlegerbier auf der Hafenmauer in der Sonne! Ist das schön hier!!