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2.8.2017 Kälkerön - Marstrand
Wenn man am Morgen aufwacht und da ist fast niemand um einen herum. Man sieht Sonne, Felsen, Wasser, liegt geschützt in einer kleinen Bucht - das Gefühl kann ich nicht beschreiben. Freiheit? Das, was das Segeln ausmacht? Sein kleines Zuhause immer dabei haben und trotzdem in der Natur zu sein, sie zu erleben und zu genießen? Und war das vielleicht der letzte Naturhafen auf dieser Reise? So richtig bewusst werden mir diese Gedanken auch erst, als wir in Marstrand im Hafen anlegen. Da ist viel los, wie überall in den Häfen in den Schären, diesmal ein merklich krasser Gegensatz zu dem gestrigen Abend.
Da wir wissen, dass der Wind auffrischen soll, segeln wir rechtzeitig los. Das Ablegen vom Felsen klappt super, ein extra Fahrt mit Schlauchi zum Leinen einsammeln wird nicht nötig. Die Fahrt durch die Schären ist mal wieder wunderschön, aber wir sind nicht allein. Teils ist es so eng, dass man wirklich die Luft anhält, ob das gut geht.
In Marstrand angekommen sehen wir den Gästepier, suchen einen Platz und legen schnell an. Für uns ist keine Mooring-Leine (eine unter Wasser im Grund befestigte Leine) übrig, also hängen wir uns an die Boote rechts und links. Diese sind jeweils nach hinten gesichert, so dass auch wir fest sind. Der Wind kommt aber von vorne, das dürfte kein Problem sein.
Nach dem Anlegerbier schnappen wir uns Wanderschuhe und Kamera und machen uns auf Richtung Festung. Diese liegt imposant oberhalb des Ortes. Wir sehen zwar schon, dass Regenwolken im Anmarsch sind, gehen aber davon aus, dass sie vorbei ziehen. Optimisten 😀! Als wir uns der Festung nähern, nähern sich auch die Wolken. Und zwar schnell! Die ersten Tropfen fallen, wir laufen und wollen uns unterstellen. Aber: das ist eine Festung. Die wurde vor Jahrhunderten so gebaut, dass kein Feind jemals da rein kann. Und heute kein Wanderer auf dem Schutz vor Regen! Wir stehen vor meterhohen, glatten Felswänden und der Regen wird intensiver. Donner grollt, Blitze sind in der Ferne zu sehen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in einem Gebüsch, was ein bisschen über den Weg hinaus ragt, Schutz zu suchen. Und sind logischerweise irgendwann durch und durch nass bis auf die Haut. Ich versuche, meine Kamera unter meinem Sweatshirt zu schützen, was natürlich nur ein halbherziger Versuch ist… Dennoch, wir lachen uns schlapp und haben Spaß wie Kinder mit den eh schon durchweichten Schuhen in die Pfützen zu springen. Apropos: GoreTex Schuhe sind super! Wenn das Wasser von oben rein läuft, kommt es garantiert nicht mehr heraus 😂…
Meine Kamera erwischt es aber. Der Monitor gibt auf, es ist fast wie früher, wenn man die Fotos zum Entwickeln brachte: man sieht erst später, was man geknipst hat. Zum Glück ist zumindest das iPhone mittlerweile wasserdicht, so dass ich noch ein Bild von dem Regen machen kann. Nach einer Nacht im Trockenen und ein bisschen fönen hat sich der Monitor der Canon erholt, wäre auch zu dumm gewesen, so kurz vorm Ende der Reise…
3.8.2017 Marstrand
Wir versuchen es am nächsten Morgen erneut mit einem Besuch im Inneren der Festung. Sie wirkt von innen genauso imposant wie schon von außen. Die Schweden sind hier außerordentlich stolz auf einen Dieb, genannt Lasse-Maja, der hier gefangen gehalten wurde und sich dadurch ausgezeichnet hat, für die anderen Gefangenen zu kochen. Der Pub heißt so, die Fähre heißt so - es scheint, hier lebte der schwedische Robin Hood.
Wir sind beeindruckt von dem Bauwerk und lassen uns heute nicht durch den Regen abschrecken. Zu weiteren Abenteuern haben wir danach allerdings keine Lust mehr und entschließen, noch eine Nacht zu bleiben. Auch der restliche Teil des Ortes ist schön, viele kleine Lädchen laden zum Bummeln ein. Abends fahren wir noch mal mit der Fähre auf die andere Insel und laufen ein wenig, diesmal ohne Regen und mit einem schönen Sonnenuntergang.
4.8.2017 Marstrand - Göteborg
Der Wind soll in den nächsten Tagen immer stärker werden, so dass wir erst glauben, wir hängen fest. In der Nacht bläst es ordentlich, ich sehe uns schon noch eine Woche in Marstrand verbringen. Am Morgen bleibt er aber recht konstant bei 15kn, so dass wir im Schutz der Schären den Weg nach Göteborg antreten. Viele Bilder mache ich heute nicht, es ist grau in grau, ich hoffe, die Rückfahrt wird schöner und ich kann noch ein paar Bilder von der langen Zufahrt in den Gästehafen nachliefern.
Uns wundert es ein wenig, dass es hier nur einen Gästehafen geben soll, aber anscheinend ist es wirklich so. Lilla Bommen, direkt neben der Oper. Auf den ersten Blick wirkt das richtig toll, wir legen an einem Schwimmsteg an und sind sicher vor den zu erwartenden Sturmböen. Die Freude wird aber irgendwie rasch geschmälert, als wir zum Hafenbüro gehen und Zettel lesen, auf denen vor Dieben, die in die Boote einsteigen, gewarnt wird. Irgendwie vergeht uns da der Spaß. Wir waren bisher sicher nicht leichtsinnig, aber so unwohl wie in dem Moment haben wir uns bisher nirgendwo auf der Reise gefühlt. Seltsame Gestalten lungern in Hafennähe herum und ich sehe einen jungen Mann wegrennen und eine Frau, die ihm hinterher brüllt… Was das wohl war 😳?
Wir verstecken unsere elektronischen Geräte (in einem Segelboot gibt es viele geheime Ecken!), nehmen Pässe und (das bisschen Bar-) Geld mit und schließen ab. Wird schon gut gehen. Trotzdem. Ein schaler Beigeschmack bleibt. Wir wünschen uns einen Hafen wie in Oslo, etwas weiter weg von der Innenstadt, dafür ruhig und sicher… Ach und über 50€ wollen sie natürlich auch noch haben für die Übernachtung. Seltsamerweise ist dieser Hafen nicht voll, und die, die hier sind, sind in der Mehrzahl Deutsche, Dänen und Holländer. Die Schweden scheinen Göteborg nicht als Urlaubsziel anzusteuern.
Mal sehen, ob uns die Stadt noch etwas mehr Begeisterung entlocken kann als in diesem ersten Moment! Zu dumm, dass uns das Wetter wirklich zum Bleiben zu zwingen scheint. Aber wir wollten her und die Zeit dafür hatten wir ja auch eingeplant, jetzt machen wir das Beste daraus!