Back to top

Mit Umwegen nach Schweden

20.7.2017   Sandspollen - Moss - Eldøya

Heute ist es heiß. Sonne pur. Null Wind. Wir fahren langsam den Oslofjord hinunter und genießen den Anblick. Immer wieder ist es faszinierend, wie unterschiedlich dieselbe Gegend bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen sein kann. Der Weg in den Norden mit vielen Wellen und Wind und jetzt herrscht die absolute Ruhe.

Wir versuchen die Route über Moss, dummerweise stellt sich heraus, dass die “Opening Bridge” leider nur noch eine “Closed Bridge” und damit für uns nicht passierbar ist. Das bedeutet leider ein Umweg von 10 Seemeilen 🙁. So stehen zwar am Ende des Tages 30sm auf dem Log, aber so richtig weit gekommen sind wir nicht. Naja, nicht schlimm. Wir können in Moss noch kurz Vorräte auffüllen, so dass die nächste Ankerbucht ruft.

In der Karte steht, dass in der Bucht von Eldøya durch den Schärendienst Bojen ausgelegt wurden, die man nutzen kann. Eine freie Boje liegt perfekt, zwar dicht am Ufer, aber mit bestem Ausblick. Mit dem neuen, in Oslo erworbenen Zauberbootshaken, kann man die Leine vom Boot aus durch die Öse der Boje fädeln, ohne dass man den Haken daran hängen lassen muss. Genial!! Wir haben gelernt aus der Situation in Stavern…

Anlegerbier, ein paar Kekse, Zeit für ein Bad. Ich bin gerade dabei, die Badeleiter herunter zu klappen und Schlauchi an die Seite zu legen, als ein Motorboot neben mir hält. Sie würden heute Gäste erwarten, das wäre eine private Boje, die gebraucht würde und wir mögen uns doch bitte verziehen… So oder so ähnlich, war der Wortlaut in einer Mischung aus deutsch und englisch mit starkem norwegischen Akzent eines älteren Herren.

Was soll man machen, wir haben keine Lust zu diskutieren, finden eine andere freie Boje, aber irgendwie ist die Stimmung ruiniert. Wir rätseln noch lange, ob man mitten auf dem Wasser überhaupt so ein Recht einfordern kann? Gekennzeichnet oder beschriftet war die Boje jedenfalls nicht. Dreimal dürft ihr raten, ob jemand in der Zeit, in der wir da sind, an der Boje festmacht… Natürlich nicht 😠!

Der Tag endet früh, irgendwie fühle ich mich nach Sonnenstich und verhole mich in die Koje.

21.7.2017   Eldøya - Fredrikstad

Wie es in Norwegen ja gerne mal passiert: am nächsten Morgen regnet es! Nach dem Sonnentag gestern bin ich aber nicht ganz böse über die Gelegenheit, der Haut mal eine Erholung zu verschaffen. Auch heute ist es nichts mit Segeln, wir fahren nach Fredrikstad mit Motor. Apropos, tanken sollten wir mal wieder.

Fredrikstad hat drei Brücken, die alle - hoffentlich - geöffnet werden können. Ich rufe diesmal zur Sicherheit den Touristservice an, die mir erklärt, dass man zu bestimmten Uhrzeiten durchfahren kann, sich vorher aber anmelden kann. Leider verstehe ich nur die Uhrzeiten falsch, als wir um 14:30 da sind, um um 15:00 Uhr die nächste Brückenöffnung zu schaffen, sehe ich, dass die nächste Öffnung erst um 18:00 Uhr ist. Also werfen wir die Planung um, bleiben an dem mühsam gegen die Strömung erkämpften Liegeplatz und planen die Durchfahrt der Brücken für den nächsten Morgen. An uns macht eine kleine Hallberg-Rassy fest, zwei junge Männer springen von Bord und sind verschwunden. Wir machen ihnen später noch einen Zettel ans Boot, dass wir früh los wollen und hoffen, dass sie es sehen.

Hier im Hafen können wir Wäsche waschen, tanken, also alles gar nicht so schlecht. Wir machen noch einen Rundgang am Kanal entlang, wirklich auch ein schönes Städtchen.

Zu nächtlicher Uhrzeit wache ich auf, weil jemand über unser Deck poltert. Es ist schon wieder hell, da war wohl jemand “on Tour”. Ich ziehe vorsichtig den Vorhang vom Kojenfensterchen zur Seite und schaue den Partyleuten beinahe in die Augen… beim nächtlichen Baden!

22.7.2017   Fredrikstad - Store Trollholmen

Erstaunlicherweise ist einer der Jungs aber pünktlich zur Stelle, um sein Boot zu verholen, sehr verschlafen zwar, aber er muss ja nur kurz in Aktion treten. Wir verholen zur Tanke, tanken Diesel und Wasser, ich melde unsere Durchfahrt bei der Brücke an. Wir sind die Einzigen, schon sehr cool, dass nur für uns drei Brücken nacheinander geöffnet werden.

Wir frühstücken in Ruhe am Kai vor der alten Festungsstadt und machen danach dort noch einen Rundgang. Auch hier wird gefeiert, ein buntes, fröhliches Familienfestival in allen Farben. Wunderbar!

In der minikleinen Postfiliale werden wir unsere letzten norwegischen Pfandflaschen los und wir hauen die letzten Kronen auf den Tisch. Es reicht gerade so für zwei Wassereis a la Flutschfinger und ich glaube, die nette Dame hinter dem Tresen schenkt uns auch noch ein paar Kronen 😀.

Mit diesen wunderbaren Eindrücken verlassen wir norwegisches Festland für dieses Jahr und begeben uns auf dem Weg nach Schweden! Der Wind ist heute auf unserer Seite, Halbwindkurs, zusammen mit der Strömung aus der Glomma kommen wir zwischendurch mal auf 8,8kn Geschwindigkeit! Genau auf der Grenze hissen wir die schwedische Gastlandsflagge und holen das norwegische Banner ein. Fast sieben Wochen waren wir nun in Norwegen. Und sicherlich nicht das letzte Mal!!

Kurz vor Strömstad finden wir einen Ankerfelsen und machen fest. Wir baden, essen, klettern eine Runde über den Felsen und sind gespannt auf Schweden 😊.