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Hafenkino

10.7.2017   Einsame Insel ohne Namen - Langørkilen

In Risør gab uns ein Hamburger Segler den Tipp für eine schöne Bucht in der Nähe von Kragerø. Er betonte die “halsbrecherische Einfahrt, tief genug sei es, aber sehr eng.” Eigentlich wollen wir uns diese Bucht dann nur auf der Durchfahrt anschauen, aber nachdem wir die halsbrecherische Einfahrt (so schlimm war es dann doch nicht, da absolut windgeschützt) hinter uns haben, fängt es an zu nieseln und wir lassen den Anker auf 2,30m Tiefe fallen. Man sieht das Seegras, aber es reicht für uns an Tiefgang. Wir liegen absolut geschützt, ca. 20 andere Boote liegen auch in der Bucht verteilt. Man ist alleine und doch wieder nicht. Nachdem der Regen aufgehört hat, rudern wir mit Schlauchi an Land. Der Außenborder ist uns zu laut hier. Auf der Insel Langør gibt es ein paar Häuser und viiiiiiiele Mücken. Die lassen wir recht schnell da, wo sie sind und begeben uns lieber mit Schlauchi noch auf eine Rudertour durch den “Hafen”. Ich rudere und mein Käptn sagt, wo’s langgeht 😀… Mein Käptn bemerkte übrigens, das noch kein Bild von Schlauchi als Anhängsel von Tabaluga im Blog sei. Bitteschön, hiermit nachgereicht.

11.7.2017   Langørkilen - Stavern

Am nächsten Morgen nutzen wir die nächste Gelegenheit zu einem Großeinkauf im Örtchen Valle. Ein Eis muss natürlich auch noch sein und danach segeln wir gemütlich Richtung Stavern, ein weiterer Ort auf der To-Do-Liste.

Der Anleger sorgt schon für ein wenig Aufregung, da der Heckanker sich zu spät löst und nicht hält. Ich stehe aber schon an Land mit der Vorderleine. Bernd beschließt dennoch, noch mal abzulegen und die Boje zu fangen, an der schon das Nachbarboot hängt. Er schafft es tatsächlich alleine und ich kann vorne die Leinen nochmal annehmen. Wenig später legt ein Boot neben uns an, eine Bavaria in Regattaausführung, allerdings diesmal auf dem Urlaubstörn. Die Familie lädt uns zu einem Anleger-Jägermeister ein und bietet uns sogar ihren Liegeplatz in Oslo an, wenn wir in die Stadt wollen. Richtig nett!

Wir machen einen kleinen Rundgang durch die Stadt, aber irgendwie ist das Wetter merkwürdig, so dass wir den Abend in Ruhe an Bord beschließen und noch Wäsche waschen. Die Nacht ist unruhig, da die Bavaria an uns hängt, ohne Anker, ohne Boje, wir aber ja auch nur an einer Heckboje gesichert sind. Der Wind drückt seitlich, so dass eine ganz schöne Spannung auf dem Seil zur Boje herrscht. Zum Glück dreht der Wind in der Nacht, so dass es am Morgen etwas besser ist.

12.7.2017   Stavern - Ula

Am Morgen unternehmen wir einen Spaziergang zum ehemaligen Marinestützpunkt und sind erstaunt, wie groß und schön diese Anlage ist. Viele Skulpturen und das Memorial für die Gefallenen der Handelsschiffflotte im zweiten Weltkrieg geben diesem Städtchen etwas Besonderes.

Als wir von unserem Spaziergang zurück kommen und unsere Wäsche eingesammelt haben, fällt uns auf, dass unsere Nachbarn weg sind und an ihrer Stelle eine dicke Motoryacht liegt. Der Skipper unterhält sich nett mir mir, vergisst aber nicht zu erwähnen, dass er dem kalten norwegischen Wetter jederzeit in sein Haus auf Mallorca entfliehen kann…

Ich beobachte eine weitere Motoryacht beim Einparken. Er steht hinten auf der Badeplattform und steuert mit einer Fernbedienung in Joystickform (!) sein Boot in die Parklücke. Sie hängt am Bug und versucht verzweifelt, die Leine von der Boje festzumachen. Über die Reling gezogen, ist das keine gute Idee. Er schiebt in der Zwischenzeit die kleineren Yachten rechts und links weg und quetscht sich an den Steg. Oh man. Uns wird das zu eng, zu laut und zu ungemütlich, wir wollen weg. Wir gönnen ja den Norwegern ihren Sommerurlaub von Herzen, aber wir brauchen diese vollen Häfen nicht.

Das Ausparken aus dieser Situation ist nicht einfach. Drei Boote hängen mittlerweile an der Boje, sie ist unter Wasser und Bernd hat hinten keine Chance, an den Haken zu kommen. Ich halte Tabaluga vorne so gut es geht von den anderen Booten frei. In dem Moment kommt eine Regenböe mit 20kn um die Ecke und wir können die Leine samt Bojenhaken nur aufgeben 😔.

Und nu? Wir beschließen, kurz noch mal am querliegenden Steg festzumachen und mit Schlauchi den Haken zu holen. Das Ablegemanöver war ja schon nicht ohne, aber jetzt liefern wir auch Hafenkino ab: ich komme zwar mit der Leine auf der Mittelklampe an Land, kann sie aber nicht sofort festmachen. So hocke ich auf dem Allerwertesten und versuche eine 10-Tonnen-Yacht seitlich zum Wind an den Steg zu ziehen. Hahaha. Mir hilft ein junger Mann mit den Worten, er hätte zwar auch keine Ahnung von Booten, aber helfen könne er ja. Was heißt denn bitte hier “auch” 😂?

Irgendwie schaffen wir es dennoch, alle Leinen endlich festzumachen und uns mit Schlauchi auf den Weg zur Rettung des Bootshakens zu machen. Ich brauche eine Minute zum Verschnaufen, aber rudere dann tapfer zum alten Liegeplatz. Gut, dass ich so fleißig geübt hab! Dort hat in der Zwischenzeit ein anderer Segler festgemacht, der die gewässerte Boje nun nicht erwischen konnte und schön rückwärts hinten an den Steg gekracht ist. Wir bedauern uns kurz gegenseitig für die doofen Manöver, wobei wir zum Glück keine Schäden und Verluste hinnehmen müssen, da wir erfolgreich Leine und Bootshaken sichern können!

Trotz des recht anstrengenden Manövers wollen wir jetzt nur weg hier! Wir finden nach ein paar Seemeilen eine herrliche ruhige Bucht mit dem Örtchen Ula an ihrem Ende. Ein freier Platz am Steg lacht uns an, wir genießen die Ruhe. Ein wunderbarer Abendrundgang lässt uns wieder durchatmen.