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Kaffeefahrt und Ankerfreuden

26.6.2017   Mandal

Heute ist so einer der Tage, an dem nicht wirklich was passiert. Wir laden unsere Energiespeicher durch Ausruhen und dem Verspeisen von vielen Köstlichkeiten auf. Der Wind bläst weiterhin sehr kräftig, so dass wir den Tag einfach dahin ziehen lassen.

Wir erstehen ein Paar neongelbe Feststoff-Schwimmwesten für die Fahrten mit dem Beiboot (Pflicht in Norwegen) und eine Solardusche. Wofür letztere? Beim Ankern haben wir natürlich keinen Landstromanschluss, daher geht uns irgendwann das warme Wasser aus, weil der Boiler entweder vom Motor oder mit 220V aufgeheizt wird. Alle anderen Geräte können wir mit 12V laden (Batterie lädt über Solarpanel), gekocht wird mit Gas. Daher ist das warme Wasser der restriktive Faktor. Funktioniert natürlich alles nur bei Sonne. Aber bei Schietwetter ist ankern eh keine Option… 😉

Wir machen noch einen Spaziergang am schönsten Strand Norwegens und verholen uns in die Koje.

27.6.2017   Mandal - Høllen

Von Mandal brechen wir auf zu einer gemütlichen Kaffeefahrt durch die Schären.

Von Høllen hatten meine Eltern erzählt, also möchte ich da gerne stoppen. Der Gasthafen ist tatsächlich zu flach für uns, aber wir finden einen Platz direkt vor dem Restaurant und Shop am Hafen.

Hier erleben wir das erste Mal, was die norwegische Jugend so in den Ferien an der Küste veranstaltet. Man rast mit dem Motorboot zum Lädchen und trifft sich zum Eis essen, Quatsch machen und so weiter. Was uns früher Fahrrad und Mofas waren, sind denen hier die Boote. Und untermotorisiert ist davon keins… Selbst Kinder fahren schon eigenständig durch die Gegend. Ein Norweger bestätigt uns: das lernen sie fast noch früher als laufen!

Das Boot ist hier als Hauptverkehrsmittel unverzichtbar. Viele Ferien"hütten" an der Küste sind nur per Boot zu erreichen. Wir sehen eine Familie mit einem Säugling samt Kinderwagen ins Boot krabbeln, das Baby sieht nicht älter als ein paar Tage aus.

Abends spazieren wir noch eine Runde durch den Ort und gönnen uns ebenfalls ein Eis. Ich habe heute mal so richtig Glück. Den Eisbecher in der linken Hand, den Löffel in der rechten schlendern wir Richtung Strand. Plötzlich macht es “klatsch” und auf meinem linken Ärmel befindet sich ein wahrlich nicht kleiner Möwenschiss… Farblich durchaus zu Softeis mit Schokopuder passend. Ein paar Zentimeter weiter rechts und mein Eis wäre Geschichte gewesen. So kann ich meinen Pullover an einer Stranddusche auswaschen und weiteressen 😝.

Bernd erweist sich noch als wahrer Held heute Abend. Irgendwelche Idioten haben eine massiv aussehende Bank neben den Steg ins Wasser geschmissen. So was kann ich ja gar nicht verstehen, diese Art von Sachbeschädigung. Er schafft es, das zum Teil schmiedeeiserne Teil mit Hilfe des massiven Bootshakens, den Reinhard und Uli uns von ihrer Ostseereise mitgebracht haben, auf den Steg zu befördern. Der Ladenbesitzer, den er auftreibt und der sich als Besitzer herausstellt, freut sich doch sichtlich, aber leider erlässt er uns als Finderlohn die Übernachtungsgebühren dann doch nicht 🙁.

28.6.2017   Høllen - Kristiansand - Stokken

Am Morgen unternehmen wir noch eine Fahrradtour zur Gamle Kirke von Søgne, aber leider ist sie geschlossen. Die kleine Fahrt durchs Umland ist dennoch sehr nett.

Wir fahren los, obwohl uns der Wind mal wieder direkt auf die Nase pustet. Zwischen den Inseln ist es aber eh schwierig zu segeln, da man ständig den Kurs ändern muss. Wir peilen Kristiansand an, sind aber noch unschlüssig, ob wir da wirklich bleiben wollen. Die meisten haben uns bisher eher abgeraten. Die Häfen in Kristiansand nehmen uns dann die Entscheidung ab. Der erste ist mehr oder weniger voll, bzw. ungeschickt geparkt. Beim zweiten sieht es nicht besser aus, zudem ist der Hafen dem Ostwind voll ausgeliefert und bietet keinen Schutz. So fahren wir weiter und suchen nach einer sicheren Ankerbucht. Die finden wir auf Stokken, dort liegen bereits ein paar Boote: eine große Motoryacht und einige Segler. Wir schaffen es im zweiten Anlauf, den Heckanker richtig auszubringen (denken wir!) und machen vorne am Steg fest. Es regnet, der Wind wird nicht weniger, wir sind in einer Ankerbucht TROTZ Schietwetter, so schnell kann es gehen!

29.6.2017   Stokken

Am nächsten Morgen müssen wir sehr plötzlich aus der Koje springen, da es noch stürmischer geworden ist und wir unseren schwedischen Nachbarn bedenklich nahe kamen. So richtig hat der Heckanker wohl doch nicht gehalten… Der Schwede hat die Idee, die Boote untereinander zu vertäuen. Die große Motoryacht kann sich seitlich am Felsen festbinden und alle untereinander hängen sich daran. Gute Idee!

Dennoch muckt unser Anker. Irgendwann stellt Bernd fest, dass er unter uns schwimmt, also gar nicht mehr hält. Wir sind etwas unglücklich, denn jetzt rauszufahren und erneut festzumachen, ist keine sonderlich prickelnde Vorstellung. Doch die Norweger neben uns haben eine bessere Idee: den Anker per Schlauchboot rausziehen! Die übernächsten Nachbarn übernehmen den Job, Bernd lässt Kette, der Anker plumpst an der richtigen Stelle ins Wasser und wir sind erleichtert 😊.

Endlich hört es auch auf zu regnen und wir machen einen schönen Spaziergang, eigentlich ist es schon mehr eine kleine Klettertour. Eine wunderbare einsame Insel!