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22.6.2017 Tananger - Egersund
Das Wetter in Norwegen sieht meistens so aus: mehr Sonne, Regen, wenig Sonne, Regen, Nebel. In unterschiedlicher Schnelligkeit der Abfolge. Man kann sich immerhin darauf verlassen, dass es sicher bald anders wird. Ich schaffe es durchaus, mich mehrfach am Tag umzuziehen. Von Sonnentop zum Islandpullover ist es nicht weit… Und der Islandpullover ist sowieso das allerbeste Kleidungsstück fürs Segeln, was ich besitze! Da kommt kein Kunstfleece mit. Er isoliert bestens, ist wasserabweisend und gibt mir dazu immer eine Menge schöne Erinnerungen an das wunderbare Island.
Ähnlich unsicher ist es mit dem Wind. Wir checken heute drei verschiedene Wetterberichte und alle verraten uns einen schwachen bis nicht vorhandenen Wind aus Süden, später auf Nord drehend. Das hört sich nicht so schlecht an. Wir beschließen also loszufahren, da die Cybèle immer noch in Egersund liegt und auf ein Ersatzteil wartet.
Leider hat heute niemand recht. Der Wind kommt aus Süd und zwar richtig. Mit 20kn auf die Nase… Die Wellen sind nicht ohne, aber als wir an der schlimmsten Stelle kurz nach Tananger vorbei sind, beschließen wir, dass Umdrehen auch keine Option ist, außerdem soll der Wind ja nachlassen. Leider tut er uns nicht den Gefallen und hört auf die Vorhersage. Die Tabaluga und ihr 60 PS Diesel geben alles und kämpfen sich bis in den Sund. Da ist der Wind natürlich dann weg… Valérie und François haben uns einen Platz in der Bootswerft gesichert, so dass wir einfach anlegen können und sogar ein warmes Essen serviert bekommen. Sie hatten den Inhabern gesagt: “Wundert euch nicht, wenn morgen früh ein deutscher Segler da liegt - und alles gut, ihr müsst nichts machen, sie haben kein Problem 😀!” Toitoitoi ist es auch so, starkes Boot, starker Motor! Die Werft ist wohl gut ausgelastet mit Arbeit, dennoch unglaublich freundlich, dass wir hier einfach bei unseren Freunden bleiben können.
23.6.2017 Egersund
Wir machen eine kurze Einkaufstour mit dem Beiboot, es regnet fast den ganzen Tag. Wir machen Wäsche, putzen das Boot und kochen für die fleißigen Franzosen. Das Ersatzteil kommt leider nicht rechtzeitig, aber das Versprechen des Werftinhabers, es ihnen nach Stavanger mit dem Auto zu bringen! Also beschließen sie die Abfahrt für morgen. Damit hat dann unsere gemeinsame Reise ein vorläufiges Ende, sobald werden wir zumindest mit beiden Booten nicht mehr aufeinander treffen. Sie wollen in diesem Sommer bis Tromsø segeln und ihr Boot dort überwintern. Für nächstes Jahr gehen die Überlegungen entweder zu den Shetland Islands oder nach Spitzbergen. Wir sind gespannt. Vielleicht steht auch mal Island auf dem Plan, dann bin ich auf jeden Fall für ein paar Tage dabei ☺️!
24.6.2017 Egersund - Mandal
Heute haben wir Glück! Der Wind kommt nach einer kurzen Windstille aus Westen, die Wellen sind erträglich, wir entscheiden: wir kloppen Seemeilen und fahren durch bis Mandal. Ab morgen sind Böen von 8-9Bf angesagt, die hätten wir gerne in einem geschützten Hafen hinter dem Cap Lindesnes. Sonst warten wir tagelang auf wieder erträglichen Seegang nach dem Sturm. Es läuft wunderbar, wir segeln bis kurz von die Schäreninseln in Mandal und suchen uns zu recht später Stunde eine Ankerbucht. Das Anlegerbier und ein paar Wiener Würschtl schmecken fantastisch!
25.6.2017 Mandal
Kurz vorm Frühstück geht der Ankeralarm los, es ruckt am Anker, wir lassen alles stehen und liegen und fahren los in den Hafen. Die angekündigten Böen kommen in Reichweite und bringen vor allem Regen mit. Im zum Glück nur 4 Seemeilen entfernten Hafen ist ein Platz frei an dem uns bereits bekannten Steg. Ich rutsche auf dem nassen Deck aus, schaffe es dennoch auf dem Hintern sitzend die Leine über eine Klampe zu werfen und das Boot festzumachen. Im Motorboot gegenüber sitzt eine Norwegerin mit Zigarette im Mund und grinst mich an, macht aber keine Anstalten zu helfen. Ich fühle mich ein wenig ausgelacht und kann mir den Kommentar: “Not funny!” nicht verkneifen.
Wie es scheint, ist es hier nicht üblich, anlegenden Booten zu helfen. Damit beleidigt man wohl das Können des Skippers und der Mannschaft, erfahre ich von Valérie. Ich kenne es aus Deutschland und auch aus Dänemark als selbstverständlich und Teil einer gute Seemannschaft, anderen Hilfe anzubieten. Ablehnen kann man ja immer noch. Diese Haltung erklärt aber auch das Verhalten eines Paares in Tananger, die gemütlich am Steg grillen, Wein trinken und nicht den Hauch von Bemühen zeigen, beim Anlegen zu helfen. Und den erstaunten Kommentar eines Norwegers, als ich mal helfen will: “Are you working here?”. Andere Länder, andere Sitten, auch beim Segeln 😉…